Manuela Studer – eine Frau auf Mission….der Schmetterlingsmission

Sie hat eine Mission, nein, sie hat eben viele Missionen und erledigt diese auch pflichtbewusst und mit einer wunderbaren Leichtigkeit. Mir kam sie vor wie ein Schmetterling, welcher von Blüte zu Blüte fliegt, den Job macht, dabei immer Gutes tut und Freude und liebevolle Gefühle verbreitet.

Und DAS soll jetzt die «Kehrseite der Medaille» sein? Ihr erinnert Euch an das letzte Porträt von Bea Buess, die Einsatzkoordinatorin bei der Landfrauenhilfe (LFH)? Heute lernen wir eben die andere Seite kennen.

Manuela Studer. Als Bauernkind aufgewachsen, liebt sie die Natur, wandert gerne und übernachtet mit Mann und den beiden Kindern (Laura und Miro) lieber im Camper als im Hotel. Funfact: die Spinnen im Camper muss ihr Mann wegräumen, diese Mitbewohner findet Manuela gruselig. Sie hätte da schon eher Freude an einer Giraffe – die grossen Tiere mochte sie schon immer. Sie backt auch leidenschaftlich gerne und gut (die Nachbarschaft weiss dies auch sehr zu schätzen) und verbringt die Zeit lieber mit einem guten Sachbuch als dem Handy.

Seit 2019 ist sie bei der LFH angestellt, aber erst seit 2022 auch im Bäuerinnen- und Landfrauenverein mit dabei. Die spannenden Kurse, tollen Ausflüge und die gute Kameradschaft haben – nebst der für sie sehr sinnvollen und bereichernden LFH-Tätigkeit – den Ausschlag dazu gegeben.

Sie war nahezu 20 Jahre im Berufsleben und genoss danach ihre Mutterschaft. Nach der Geburt ihrer Tochter Laura im Jahr 2007 und ihres Sohnes Miro im Jahr 2010 und den darauffolgenden «Kinderjahren» suchte Manuela im 2019 wieder den Einstieg ins Berufsleben. «Flexibel sollte der Job sein und ich möchte eine sinnvolle Tätigkeit machen»…so die Worte zu einer guten Freundin. Da stiess sie offene Türen ein, denn die gute Freundin hiess Bea Buess.

Es war im Januar 2019 als Manuela ihren ersten Hof-Einsatz hatte. Eine Frau brauchte Hilfe im Haushalt, weil sie von einem Lama buchstäblich über den Haufen gerannt wurde. Manuela arbeitete während 6 Monaten immer 2x pro Woche bei dieser Familie. Die Tätigkeiten waren so vielseitig wie es ein Haushalt eben bietet und genau das gefällt Manuela.

Immer weitere Einsätze kamen dazu. Sie entscheidet sich für die Aufträge, welche für sie als Mami und Hausfrau in die Woche passen. So nimmt sie Einsätze während den Unterrichtszeiten der Kinder an und schaut, dass sie abends zuhause sein kann. Die Einsatzorte möchte sie – wenn möglich – mit dem Fahrrad erreichen. Das bringt zwei hilfreiche Aspekte mit sich. Erstens hat sie so direkt ihr Fitnessprogramm absolviert und Manuela kann die Fahrt nutzen um abzuschalten und den Arbeitseinsatz abzuschliessen. Denn diese Einsätze sind für Manuela auch Einblicke in Geschichten und Schicksale – und somit nicht immer Friede, Freude, Eierkuchen.

So gibt es auch mal die eine oder andere Situation, welche für Manuela schwierig ist. Ihre offene und herzliche Art ermöglicht es ihr jedoch, dass sie die Einsätze gut meistert, sich einbringt und doch abgrenzen kann und für die Familien so eine wichtige Hilfe ist. Für «mimimimimiii» bleibt da keine Zeit. Wenn sie allerdings ein Anliegen hat, kann sie immer bei der Einsatzkoordinatorin Bea Buess anklopfen. Manuela betont, dass es sehr hilfreich ist, dass Bea rasch und unkompliziert nach Lösungen sucht und die Mitarbeiterinnen der LFH hätten mit ihr einen richtigen und wichtigen Rückhalt. Durch dieses tolle Miteinander, geben sich die Frauen auch gerne mit ein und konnten in den vergangenen Jahren das eine oder andere optimieren.

Die grösste Herausforderung – nebst den teils schweren familiären Situationen – beschreibt Manuela mit der Umstellung pro Auftrag. So kann es sein, dass sie am Vormittag bei einer Frau arbeitet und es da (aufgrund einer Krankheit) eher ruhig und still ist und am Nachmittag kommt sie ins Tohuwabohu einer
x-köpfigen Familie. Zudem unterliegt sie der Schweigepflicht und musste einen Weg finden, um das Erlebte zu verarbeiten und doch Mann und Kinder dabei nicht zu belasten. Da hilft eben das Fahrrad. Symbolisch stellt sie so die Geschichten mit dem Velo in der Garage ab und ist voll und ganz für ihre Familie da.

Manuela hat auch gelernt, dass eine Arbeit auf ganz unterschiedliche Art und Weise erledigt werden kann und es auch OK ist. Sie richtet sich da nach den Wünschen und Vorstellungen der Familie und nimmt sich dabei zurück. Auch über Flexibilität kann sie ein Liedchen singen. Da wird kommuniziert, dass ein Einsatz im Garten ansteht (Manuela packt die Gummistiefel ein) und als sie ankommt erfährt sie, dass unbedingt Lindenblüten geerntet werden müssen. Ja, es braucht Flexibilität, doch genau das macht die Aufträge so abwechslungsreich und spannend.

Sie arbeitet zwischen 15 und 60 Stunden pro Monat, je nach Auftragslage. Einmal hatte sie 5 verschiedene Aufträge in 4 Familien. Der längste Job hatte sie während rund 2 Jahren (1x pro Woche) und der kürzeste ging gerade mal 2 Wochen. Das war jedoch ein Fall, aus welchem dann eine Prozessoptimierung bei den LFH hervor ging. Die Philosophie der LFH ist ja, dass sie Arbeiten übernimmt bei Frauen die – aufgrund einer OP, einer Krankheit, einer Schwanger- oder Mutterschaft – Hilfe benötigen und nicht, weil sie eine Putzfrau möchten. So hat Manuela diesen Auftrag nicht weiter ausgeführt und sie werden – dank der neuen Auftragsanalyse – künftig solche Fälle frühzeitig erkennen und ablehnen, denn sie wollen für die wirklich wichtigen Einsätze Kapazitäten haben.

So zum Beispiel, als sie – aufgrund der Intensität – abwechselnd zu dritt eine Frau durch die Tage begleitet haben. Die Zeit während der schweren Krankheit hat natürlich alle drei sehr betroffen gemacht. Doch sie haben auch viel mitnehmen dürfen. Unter anderem auch die Erkenntnis, dass «da sein» eine wertvolle Tätigkeit ist und man mit Vorlesen genau das Richtige tut. Übrigens ist der erstandene Camper von Manuela und ihrer Familie eine Folge dieser intensiven Zeit. Durch Gespräche mit der Auftraggeberin wurde ihr einmal mehr bewusst, wie fragil unser Leben ist und dass wir solche Absichten nicht zu lange vor uns herschieben sollten. Eine Entscheidung die sie nie bereute und so auch die Auftraggeberin in dankbarer Erinnerung behält.

Mit vielen Familien haben sich teils schöne Bekanntschaften, wenn nicht sogar Freundschaften entwickelt. Der schönste Dank sei sowieso, wenn eine Familie eine Einsatzkraft braucht und ausdrücklich nochmals nach ihr frage. Da habe sie wohl vieles richtig gemacht.

Wir erkennen nun, dass es wirklich zwei goldene und glänzende Seiten der LFH-Medaille gibt! Mögen die Schmetterlinge noch lange ihre wertvolle Arbeit verrichten, Gutes tun, Freude verbreiten und damit ein wichtiger Teil des Bäuerinnen- und Landfrauenvereins sein.

Text: D. Steiner www.oxygono.ch

06.12.2022

Bea Buess – «geht nicht, gibt’s nicht» ist bei ihr keine Floskel

Bevor ich hier Bea Buess näher vorstelle, möchte ich euch teilhaben lassen an einer Sensation. Ja, wirklich! Denn ihr werdet Teil einer Entdeckung. Eine Entdeckung, von der man bisher behauptete, dass es so etwas nicht gibt. Doch die Landfrauen beider Basel werden uns eines Besseren belehren! Die Menschheit ging bis heute davon aus, dass es zwei Seiten einer Medaille gibt. Ok, das können wir noch so stehen lassen. Bei den Landfrauen gibt es jedoch keine «Kehrseite der Medaille»! Hier sind beide golden, glänzend und wertvoll. Die eine Seite der Medaille stellen wir heute vor und wer die andere Seite auch kennenlernen möchte, schaut am besten immer wieder auf der Webseite vorbei oder verlinkt sich mit den Landfrauen auf Social Media, denn das nächste Porträt beschreibt die andere Seite der Medaille.

Obwohl Bea Buess als Bauernkind aufwuchs, kam ihr Berufsleben erst mit der Heirat eines Bauern in sogenannt bäuerliche Gefilde. Mit der täglichen Arbeit auf dem Hof und einer eigenen Bauernhofspielgruppe intensivierte sich das Interesse für die Landwirtschaft. Bei den Bäuerinnen- und Landfrauen beider Basel ist sie seit 2009. Da noch eher passiv. Doch aufgrund der Ausbildung zur Bäuerin mit Fachausweis (Abschluss im Rang im Jahr 2012), gab es immer mehr Themen, die sie beschäftigten und zu denen sie bei den Landfrauen auch Infos und Antworten fand.

Im Sommer 2017 veränderte sich das Leben von Bea und ihrer beiden Kinder (heute ein 11-jähriger Sohn und eine 13-jährige Tochter) drastisch. Doch «aufgeben» steht ja nicht im Lexikon von Bea…sie lebte schon damals die Devise «geht nicht, gibt’s nicht». So strudelte und ruderte sie, kämpfte, war eine enorm wichtige Stütze für ihre Kinder und bekam bald wieder Oberwasser. Sie bauten sich Schritt für Schritt ein neues Leben auf. Dazu kam auch ein intensiveres Engagement bei den Bäuerinnen- und Landfrauen. Mit ihrer Vorgeschichte wusste sie genau, dass sie sich sehr gerne für das Fortbestehen, die Wertschätzung und die Sichtbarkeit der Landfrauenhilfe (LFH) einsetzen will.

Bea Buess kam 2018 in den Vorstand und übernahm die Koordination der Landfrauen-Einsätze. Neun Angestellte arbeiten in Teilzeit für die LFH. Die Einsätze können ganz unterschiedlich sein. Entweder wird dringend Hilfe auf einem Hof benötigt weil die Bäuerin ausfällt oder die Landfrauenhilfe unterstützt langfristig , wenn eine Bäuerin im Alter die anstehenden Arbeiten einfach nicht mehr bewältigen kann oder eigentlich in Kur sollte und dank dem Zusammenspiel mit der LFH zuhause bleiben kann.

Auch nach einer OP oder bei einer Schwangerschaft springt die Landfrauenhilfe ein. Die Einsätze unterscheiden sich auch oft in Bezug auf die Dauer. Entweder eher kurzfristig aber intensiv (4-5 mal pro Woche) oder über einen längeren Zeitraum von manchmal bis zu einem ½ Jahr.

Als Koordinatorin stellt Bea jeweils die neue Aufgabe in einen Chat und die Person, welche freie Kapazitäten hat, meldet sich. Die Frauen sind ein eingespieltes Team, manche sind schon viele Jahre bei der LFH. So kann sich Bea auch die Aussage «geht nicht, gibt’s nicht» erlauben. Sie kann sich auf ihre Frauen 100%-ig verlassen, ist sehr dankbar für die tolle Zusammenarbeit und weiss, wenn es wirklich brennt steht eine zur Verfügung. Als sie die LFH übernommen hat, wurden 7-8 Familien gleichzeitig betreut – heute sind dies rund 25. Durch beharrliche Netzwerkarbeit, gut organisierte Einsätze, top Arbeitsleistungen der Helferinnen und viel Herzblut, entwickelte sie die LHF auf das heutige Niveau. Bea hatte grosse Fusstapfen zu füllen, denn Margrit Berger, die Urmutter und Gründerin der LFH und das Gotti von Bea’s Schwester, wollte sie auf keinen Fall enttäuschen.

Die Wichtigkeit der LFH hat sie schon als Kind kennengelernt und gibt diese Werte auch gerne an ihre eigenen Kinder weiter. Bea meint: «Die Kinder wissen, dass ich die Einsätze manchmal kurzfristig organisieren muss und haben Verständnis dafür. Ich möchte, dass sie lernen, dass Menschen sich gegenseitig unterstützen und dafür nicht immer eine Gegenleistung erwarten».

Dass die LFH heute mehr Einsätze als früher tätigen kann liegt auch daran, dass sich die Bäuerinnen und Landfrauen vermehrt trauen um Hilfe zu fragen. Früher teils undenkbar ist Bea Buess froh, dass sich das gewandelt hat. Keine Frau sollte nebst Haushalt, Kinder begleiten, Hof- und Gartenarbeit auch noch eine Verletzung oder Krankheit auskurieren müssen. Genau dafür gibt es die LFH. Zudem ist die rasche Reaktionszeit und die unbürokratische Hilfestellung die grosse Stärke der LFH. Wie eingangs erwähnt, vertritt Bea die Haltung «geht nicht, gibt’s nicht» und so ist es ihr persönlicher Ansporn, jeweils innerhalb von 48h eine Lösung für die Bauernfamilie in Not gefunden zu haben.

Bei manch einer Organisation wäre das absolutes Wunschdenken. Unkompliziert, mit kurzen Entscheidungswegen, jahrelanger Erfahrung, mit fairen Bedingungen und mit grosser Menschlichkeit werden Lösungen geboten.

Aufgaben von Bea Buess umfassen unter anderem folgendes:

Konkrete Einsätze

  • Entgegennahme der Anfrage
  • Koordination des Einsatzes
  • Ausstellen der Auftragsbestätigung

Sonstige Aufgaben

  • Betreuung der Angestellten
  • Stundenzettel weiterleiten
  • Netzwerkarbeit mit anderen Diensten im Kanton
  • Regelmässige Treffen (regional, national)

Wichtig ist auch der Austausch mit Claudia Brodbeck vom Bauernverband. Die LFH steht für die hauswirtschaftlichen Einsätze und beim Bauernverband kann Unterstützung für landwirtschaftliche Belange angefragt werden.

Eine grosse Herausforderung ist für Bea die Abdeckung der Einsätze in den Sommerferienwochen. Jede helfende Hand ist willkommen. Auch wenn jemand «nur» eine bedingte Zeit abdecken kann, tritt Bea gerne mit den Frauen in Kontakt. Falls Sie sich also für eine LFH-Karriere interessieren, melden Sie sich doch bei ihr.

Bea Buess muss (selten) auch mal einen Einsatz ablehnen. Die Landfrauenhilfe leistet weder Nacht- noch Wochenend-Einsätze. Auch der alleinerziehende Papi muss sich an eine andere Stelle wenden, nicht umsonst heisst das Angebot LandFRAUENhilfe. Es ist eine sehr wertgeschätzte Arbeit, es entstanden auch schon Freundschaften und die Frauen sind sehr flexibel. So können sie während 2-3 Monaten nur 3h pro Woche übernehmen um dann wiederum 20-30 Stunden in einem Monat zu arbeiten. Das Motto von Bea gilt nicht nur für die Einsätze, sondern auch für die angestellten Helferinnen. Und von genau von so einer Helferin berichten wir im nächsten Porträt.

Kontakt Bea Buess – Kontakttelefon 079/417 17 98 oder per Mail landfrauenhilfe@gmx.ch

Text: D. Steiner www.oxygono.ch

25.08.2022

Sonya Leuenberger – Pippi Langstrumpf würde staunen!

„Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.“ Dieses berühmte Zitat stammt zwar von Pippi Langstrumpf, doch es könnte auch von Sonya Leuenberger sein. Beim Interview habe ich ihre Energie, die Positivität und das Vertrauen in die Stärke ihres Teams so stark gespürt, dass ich schon glaubte, «kleiner Onkel» im Hintergrund wiehern zu hören. Doch die Sache hat zwei Haken. Erstens wohnt die Familie im Dorf und nicht beim Stall und zweitens arbeiten sie mit Legehennen und nicht mit Pferden.

Und so ist auf dem Geflügel-Hof von Leuenbergers in Ziefen eben das Gackern zu hören. Schliesslich ist das ein Zeichen für glückliche und gesunde Hühner; sie tragen ein gesundes Federkleid, laufen rum, gackern, picken Futter und liefern schöne weisse und braune Eier. Ob weiss oder braun definiert übrigens die Farbe des Ohrläppchens des Huhns.

Doch beginnen wir von vorne. Sonya Leuenberger ist gelernte Pharma-Assistentin, Mami von zwei Jungs und hat 2015 mit ihrem Mann Yves den Hof mit rund 6000 Hühner übernommen. Mit viel Fleiss und Leidenschaft haben sie im Jahr 2020 das Gebäude abgerissen und einen neuen, 1260m2 grossen Stall gebaut. Heute halten sie rund 10000 Legehennen. Die Tage sind gefüllt mit Arbeiten auf dem Hof, Eier-Lieferungen, Kinderbetreuung und Tätigkeiten im Haushalt. Dazu hat sie noch Ämter und Ehrenämter die sie wahrnimmt. Wir schauen mal genauer hin.

Das Konzept Direktverkauf haben sie vom Vorgänger übernommen, weiter ausgebaut und so ein starkes Beziehungsnetz und Vertrauensverhältnis zum Kundenkreis aufgebaut. Der Direktverkauf ist ein echter «Chrampf», 50% gehen zwar direkt zu MIGROS, doch die anderen 50% werden einzeln verteilt. So sind die Liefertage fix geplant und «ihre Frauen» arbeiten als eingespieltes Team…da gibt es kleine Lieferungen von ca. 100 Eier pro Woche und die grösseren von bis zu 3500 Eier pro Woche. Unter ihren Kunden sind zum Beispiel Restaurants, Läden und diverse Bäckereien. Da der Lieferradius bis auf Basel reicht, muss alles ineinander spielen. Wenn mal eine extra Lieferung dazu kommt, wirbelt Sonya alles auf, um die Kunden dennoch bedienen zu können. So haben sie sich über die Jahre als starke Partner etabliert und freuen sich über die entgegengebrachte Wertschätzung für ihre Arbeit.

Wer denkt, Hühner brauchen doch nur eine Pick-Wiese und sie seien damit glücklich, der irrt gewaltig. Da steckt ein System und ganz viel Arbeit dahinter. Wusstet ihr, dass es einen Wintergarten, den Schlechtwetterauslauf (mit Kies), die Ruhezone, die Weide, die Legeplätze und verschiedene Futterzonen braucht für ein glückliches Huhn? Der Tagesablauf von einem solch glücklichen Huhn sieht übrigens so aus: Eier legen, fressen und trinken – das füllt dann auch schon den Vormittag. Der Nachmittag dient der Regeneration und den sozialen Auseinandersetzungen.

Da sieht der Tagesablauf von Sonya anders aus. Wenn sie am frühen Morgen aufsteht, startet sie in ihrer Mutterrolle und macht für die Jungs Frühstück und bereitet sie für die Schule vor. Aber davor hat sie eben schon Büroarbeiten erledigt, einiges im Haushalt gemacht und das Mittagessen vorbereitet. Ihr Tag beginnt um 5 Uhr und da sie im Dorf wohnen, sind die ersten Arbeiten nicht auf dem Hof. Doch um 8 Uhr nimmt sie dann die Eier aus, sortiert alles, packt ein und liefert aus oder sorgt für Ordnung im Stall.

Auch sie liebt ihren Backofen mit Timer, denn so arbeitet sie bis kurz vor dem Mittag, wenn die Kinder von der Schule kommen und hat dann bereits das Essen aus dem Ofen auf dem Tisch. Am Nachmittag – ausser montags da macht sie ihre Lieferrunde – erledigt sie Büroarbeiten (Sonya macht die Geschäftsbuchhaltung selbst), bereitet den nächsten Tag vor, kümmert sich um den Haushalt oder ist mit den Jungs on tour.
Um 16 Uhr geht sie wieder in den Stall, versorgt die Alpakas und holt die frisch gelegten Eier. Danach macht sie das Abendessen und geniesst die family time. Wobei, Moment, da waren doch noch einige andere Verpflichtungen die sie mir so nebenbei erwähnte…so ist sie in der «Musig» im Vorstand und spielt auch die Trompete. In ihrer Gemeinde Ziefen ist Sonya in der Rechnungs- und Geschäftsprüfungskommission, das gibt dann auch ab und an eine Sitzung. Doch nur «sitzen» ist ihr zu langweilig, deshalb ist sie auch beim JSV Niederdorf und schätzt den sportlichen Ausgleich mit Zumba, Step oder Aerobic.

Ihr Mann ist auch engagiert und waltet als Präsident der Nordwestschweizer Eierproduzenten sein Amt. Zudem vermietet er einen mobilen Güllenseparator und ist auch da teilweise bis spät abends eingebunden.

Das bedingt eine organisatorische und logistische Höchstleistung von Sonya, die alle Fäden in der Hand hat. Glücklicherweise haben sie viele Freunde und Helfer, die sie spontan einsetzen können. Die eine Hand wäscht die andere, das würde Pippi Langstrumpf und ihren Freunden sicher auch gefallen. Doch das ändert nichts daran, dass die Hühner weiter Eier legen und die anstehenden Arbeiten erledigt werden müssen. So sind die Tage getaktet und verplant. Einzig das Putzen überlässt sie jemand anderem…ein Wunsch, den sie sich erfüllte, denn um 23 Uhr noch die Wohnung zu saugen geht nicht aber es ist ihr wichtig, dass für ihre Familie alles aufgeräumt und sauber ist.

Auch die Zeit als Ehepaar wird wertvoll genutzt. So schätzt sie es sehr, dass sie mit Ihrem Mann auf dem Hof zusammenarbeiten kann. Aber genau so gerne gehen die beiden mal ins Casino oder geniessen einen schönen Abend auswärts. Ohne Huhn, Alpaka und Kind.

Wenn die Tage dann wieder einmal zu wenig Stunden haben, erinnert sie sich gerne an die Worte ihres Mannes, der einmal sagte: »Weisst Du, jedes von uns käme wohl auch alleine klar, doch Du würdest sicher länger durchhalten weil ich vorher den Überblick verlieren würde».

Genau das sind eben die Stärken von Sonya: Planen, Organisieren und dabei mit anpacken, flexibel bleiben und ihre verschiedenen Rollen optimal nutzen.

Und es soll doch auch vorkommen, dass sie Zeit findet. Zeit nur für sich. Dann geniesst sie das «Mädchen-Sein» und lässt sich die Nägel machen, gönnt sich eine Fusspflege, eine Gesichtsbehandlung oder eine Massage. Auch mit ihren Freundinnen im Ausgang kann es mal später werden und mit der «Musig» geht sie meistens mit in die Beiz. Das nimmt sie in Kauf, auch wenn am nächsten Morgen der Wecker wieder um 5 Uhr klingelt, denn diese sozialen Kontakte sind ihr sehr wichtig.

Vielleicht sind es genau diese Energiemomente, die Sonya solche Power für den Alltag geben. Und ich bin überzeugt, dass sie so auch alle kommenden Herausforderungen meistern wird. Frei nach Pippi: „Der Sturm wird stärker. Ich auch.“

Verkaufsstellen und Unternehmen, in denen die «le-Eier» angeboten oder weiterverarbeitet werden: https://www.le-ei.ch

Text: D. Steiner www.oxygono.ch

20.05.2022

Jeannette Niklaus – engagierte Powerfrau aus Anwil

Ich lade Euch ein, eine energiegeladene und starke Frau kennen zu lernen, die zwar fordert (meistens von sich selbst) aber auch sehr viel der Gemeinschaft zurückgibt. Jeannette ist im Kreisvorstand des Bäuerinnen- und Landfrauenvereins beider Basel und seit sieben Jahren im Vorstand von frauenplus Baselland. Sie ist eine innovative Geschäftsfrau, hat vier Kinder (heute 24- & 26-jährige Söhne und 22-jährige Zwillingstöchter) und arbeitet als passionierte Bauernfrau. Das beinhaltet zwar auch die «Frau des Bauern» zu sein, doch bei Jeannette Niklaus gehört noch viel mehr dazu.

Der Bio-Betrieb von Jeannette und Daniel Niklaus befindet sich im östlichsten Dorf des Oberbaselbiets im schönen Ammel (Anwil). Ich weiss, 80% singen gerade in Gedanken das Baselbieter Lied: «Vo Schönebuech bis Ammel, vom Bölche bis zum Rhy».

Auf dem Obstbaubetrieb werden an die 100 Hochstammbäume (Apfel, Birnen, Kirschen, Mirabellen, Zwetschgen und weitere teils auch ältere Obstsorten) gepflegt und eine gedeckte Kirschenanlage mit rund 1000 Bäumen betrieben. Ein grosser Teil der Ernte wird im Hofladen verkauft oder geht an lokale Abnehmer. Die Kirschen werden grösstenteils an die Landi (Frunoba) nach Gelterkinden geliefert. Zudem werden auf dem Hof Grünspargel, Heidelbeeren und etwas Gemüse produziert. Die 40 Hühner liefern täglich frische Eier.

Im eigenen Hofladen werden herrliche Köstlichkeiten angeboten. Jeannette ist gelernte Köchin und hat den hohen Qualitätsanspruch aus der Sterneküche beibehalten. So werden Besucher täglich mit frischen, regionalen und selbstgemachten Hof Spezialitäten verwöhnt. Auf ihre Konfis, Suppen und Gutzis ist sie besonders stolz.

Während der Lehrzeit als Köchin im Hotel Bad Maisprach, den folgenden Wanderjahren und diversen Aushilfsstellen, hat sie ihre Kochkünste stetig verbessert und das Feingefühl für die Wünsche der Kunden entwickelt. So wurden beispielsweise das Kernotto, verfeinert mit Niklaus’schem Dörrgemüse, ihre Salatsaucen oder die beliebte Linzertorte zum Verkaufsschlager.

Es ist wohl die Mischung aus Qualität, Lokalität und innovativen Ideen, welche den Hofladen so erfolgreich machen. Er ist von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang geöffnet – bezahlen kann man bar oder mit TWINT.

Seid gewarnt, es ist wie bei IKEA, eigentlich braucht man nichts und trotzdem kommt man mit prallgefüllten Taschen nach Hause. Wer sich also selbst nicht traut, kann auch per Telefon (079 395 27 13) bestellen. Übrigens, wer Schnaps kaufen möchte, ruft bitte vorher an, der ist – aus Jungendschutzgründen – weggesperrt.

Wäre Jeannette ihre eigene Kundin, würde sie gerne ihre Gutzis oder die «Hagebutte-Konfi mit Vanille» kaufen. Als Kaffeeliebhaberin gesellt sie sich auch mal zu den Wandern, welche die verdiente Pause bei der Hofladen-Kaffeemaschine verbringen.

Natürlich würde ein solch aktiver Betrieb nicht ohne Angestellte und andere liebe Menschen funktionieren. In Spitzenzeiten – zum Beispiel während der Chriesi-Ernte – helfen Verwandte und Freunde mit. So auch die 86-jährige Schwiegermutter, welche auch auf dem Hof wohnt. Für sie fühle sich diese Zeit jedoch mehr wie Ferien an.

In den letzten zwei Wochen vor den Sommerferien sind Schüler*innen im Rahmen des Landdiensts der FMS Basel unterwegs. Verteilt in der ganzen Schweiz machen die Schülerinnen und Schüler hautnah Erfahrungen im Umgang mit Menschen, Tieren, Haushalt, Kirschen, Kindern und Gärten. Zudem kommen in der Regel während zwei mal zwei Wochen Jugendliche in den von Agriviva vermittelten Landdienst. Die interessierten Jugendlichen helfen in den Chriesis, bei den Heidelbeeren oder erledigen andere Arbeiten.

Seit mittlerweile drei Jahren dürfen sie während den Sommermonaten auf die Hilfe von Magda aus Polen zählen und alle zwei Wochen kommt zudem eine Reinigungsfee, welche Jeannette Putzarbeiten im Haus und im Hofladen abnimmt.

Ausser von den obenerwähnten Menschen, erhält sie – je nach beruflicher Auslastung – auch von ihren Kindern Unterstützung.

Um dieses wertvolle Konstrukt zusammenzuhalten, erfolgreich zu arbeiten und füreinander da zu sein, dafür setzt sich Jeannette tagtäglich ein. Umso mehr, da sie seit einigen Jahren aufgrund ihrer Rückenprobleme nicht mehr alle Tätigkeiten selbst erledigen kann. Wer nicht mehr als 10 Kilo heben darf, muss sich organisieren (besonders schwierig für eine Powerfrau wie Jeannette). Doch ihr Mann Daniel übernimmt daher die «gimer-, längmer-, holmer- Arbeiten» für den Hofladen. Nicht nur da sind die beiden ein eingespieltes Team.

Eine sehr wichtige Unterstützung hat sie auch seitens der Landfrauenhilfe erlebt. Jeweils nach den Knie- und Rücken-Operationen konnte Jeannette zeitnah und unkompliziert auf Unterstützung des Bäuerinnen- und Landfrauenvereins beider Basel zählen. Ein wertvolles Angebot, für welches Jeannette sehr dankbar war.

Als Vertretung des Bäuerinnen- und Landfrauenvereins beider Basel ist Jeannette seit sieben Jahren Teil vom Vorstand des Vereins frauenplus Baselland. Wie der Name schon sagt, setzt sich der Verein für Frauen und deren Familien ein. Budget-, Rechtsberatung und Familienhilfe sind die drei übergeordneten Themen. Doch dahinter steht viel mehr. Unter anderem Menschlichkeit, Sicherheit und Verbindlichkeit. Frauen helfen Frauen, wo immer möglich, schnell und unkompliziert.

Bei der Organisation des Maiverkaufs ist Jeannette für die ganzen Bestellungen und die Koordination mit den Frauenvereinen aus der Region zuständig. Einen kulinarischen oder organisatorischen Beitrag leistet sie auch bei den verschiedenen Anlässen welche der Verein organisiert.

Für Jeannette ist dieses Engagement bedeutend. Durch ihre Arbeit beim Verein hilft sie indirekt jenen Menschen, denen es weniger gut geht. Sie erhalten Trost, Unterstützung, Freundlichkeit, einen Lichtblick, Schutz oder auch ganz pragmatisch die nötige Entlastung durch finanzielle Hilfe. www.frauenplus.ch

Eine Aufgabe, die Jeannette auch weiterhin verantwortungsvoll ausüben will, um so der Gesellschaft etwas zurückgeben zu können.

Wer jetzt denkt, Jeannettes Tag habe sicher mehr wie 24 Stunden, liegt wohl nicht so falsch. Für ihre Hobbies, die Kalligraphie, das Reisen & Lesen und die Arbeit im Garten habe sie schon auch noch Zeit, beteuert sie mir im Interview.

Jeannette Niklaus | www.niklaushofladen.ch | daniel.niklaus@yetnet.ch | 079 395 27 13

Text: D. Steiner www.oxygono.ch

20.02.2022